
Ausweitung der Kampfzone
von Michel Houllebecq. Stadttheater Ingolstadt.
„Karademir hat den Stoff nun nach Ingolstadt gebracht [.] in einer unglaublich spannenden, hoch ästhetischen Tanz-Theater-Fassung, die am Donnerstagabend mit minutenlangem Beifall und Bravorufen gefeiert wurde.
Und weil er zudem über ein hervorragendes Ensemble verfügt, […] durchdringt er Houellebecqs Geschichte in all ihren Facetten. Ein starker Abend ist das, […] zu einem grandiosen Gesamtkunstwerk verbunden… Besser als das Buch!“
Anja Witzke, Donaukurier
„Einer gegen alle – in den unterschiedlichsten Konstellationen. Monotone Muster, präzise Funktionsabläufe, groteske Gebärden, zaghafte Gesten der Selbstvergewisserung. Irgendwo beginnt bebend eine Bewegung, setzt sich fort im nächsten Spieler, gewinnt an Kraft, erzeugt Resonanzen, kulminiert in expressiver Wucht oder verglimmt in Slow Motion.“
(Donaukurier)
Mord aus Langeweile. Endlose Autobahnen. Provinz. Hotels. Eines wie das andere. Unpersönlich und kalt. Beruflich Reisende. Und leere, graue Wochenenden. Ein Kollege teilt dieses Schicksal. Um nicht in völliger Depression zu versinken, gehen sie zusammen aus. In die Discos der Provinz. Und erzählen sich Frauengeschichten, die nur in ihrer Phantasie existieren. Aber die tanzenden Frauen um sie herum, die sind aus Fleisch und Blut. Und Blut wird vergossen. In dieser Geschichte. Ein echter Mord und eine Erzählung, die Ernst macht mit der Phantasie. Was passiert, wenn die Machtphantasien nicht mehr ausreichen, wenn die Phantasien Realität werden wollen? Und was macht der Mord aus den Mördern?
Zum zweiten Mal, nach »Unterwerfung«, wird ein Roman von Michel Houellebecq zur Vorlage eines Ingolstädter Theaterabends. Houellebecq gilt als Provokateur, hat unzählige Preise bekommen, ist als Sänger getourt. Viele Theater haben seine Stoffe auf die Bühne gebracht. Sein frühes Werk »Ausweitung der Kampfzone« (1994) wurde verfilmt und als Hörspiel bearbeitet. Allerdings wurde es durch den Skandal um das Folgebuch »Elementarteilchen« zunächst in den Schatten gestellt. Regisseur Karademir sagt über den Stoff: »Die Kampfzone ist der Turbo-Kapitalismus, die freie Sexualität und die sogenannte Spaßkultur. Die längst überfällige Abrechnung mit der Zone. Laute Musik, Tanz und keine Zeit für den Weltuntergang. Der erste Houellebecq war auch der beste Houellebecq.«