Maria Magdalena
von Friedrich Hebbel. Tafelhalle Nürnberg.
In der Nürnberger Tafelhalle zeigt Barish Karademir seine mit Musik angereicherte, ins Heute transportierte Version von Friedrich Hebbels „Maria Magdalena“. Dem Publikum verlangt der freie Berliner Theatermacher damit ebenso viel ab wie den sechs Schauspielern. Bei der Premiere gab es ausgiebigen Applaus.
(Nordbayern.de)
Maria Magdalena ist nach kirchlicher Überlieferung Sünderin und Ehebre-cherin. Im 19. Jahrhundert geschrieben, gilt es als letztes bürgerliches Trauerspiel und handelt vom Loyalitätskonflikt der Hauptfigur Klara, die zwischen familiärem Traditionsbewusstsein und eigenen Lebensvorstellungen hin- und hergerissen ist. Wie eine Schablone legt Regisseur Barish Karademir den Begriff der Familienehre in archaischen Gesellschaftsstrukturen auf Hebels Stück. Wird dieser Wert verletzt, tritt ein eigenes Regelsystem in Kraft. Die Folge sind Repressionen bis hin zu Ehrenmorden, die das öffentliche Ansehen der Familie wieder herstellen sollen. Ganz im Gegensatz zu jenen starren Wertvorstellungen stehen Geborgenheit und gelebte Kultur. Maria Magdalena wird hier zu einem Stück über Integration und die harten Widersprüche verschiedener Lebensentwürfe.